25.09.2015

Kulinarische Fotografie: 10 Tipps, um Ihre Kreativität zu entwickeln.

25.09.2015

Kulinarische Fotografie: 10 Tipps, um Ihre Kreativität zu entwickeln.

Wenn Sie beginnen, alle Fotografietechniken wirklich zu meistern und einen Stil gefunden haben, der Ihnen gefällt, kann es passieren, dass Sie anfangen, sich auf Ihren Lorbeeren auszuruhen und dass sich eine gewisse Routine einschleicht. Ich weiß das besser als irgendjemand sonst.
Und dann haben Sie eines Tages Ihre Arbeit satt und wollen Ihre Energie darauf verwenden, kreativere Fotos zu machen.
Es ist nicht leicht, innovativ zu sein und zu wachsen, selbst wenn Sie versuchen, aus Ihrem gewohnten Muster auszubrechen.
Mit diesen 10 Tipps möchte ich Ihnen einige Ideen und Inspirationen geben, damit Sie in der Art von Aufnahmen, die Sie machen, variieren können.

1- Ändern Sie Ihr Objektiv

Versuchen Sie es wenn möglich mal mit anderen Objektiven. Ich habe mit einem 35mm-Objektiv begonnen, bin dann aber auf ein 50mm umgestiegen. Das verwende ich noch heute, zusammen mit einem 100mm-Makroobjektiv. Manchmal kommt immer noch mein Weitwinkelobjektiv zum Einsatz, aber nur für bestimmte Arten von Aufnahmen.

Jedes Objektiv erbringt einen bestimmten Fotostil.
Das 35mm schafft ein Gefühl von Erhabenheit und Geräumigkeit. Einzelne Elemente scheinen weiter voneinander entfernt zu sein.
Das 50mm entspricht ein bisschen besser der menschlichen Sicht.
Da das 100mm-Objektiv die Perspektive quetscht, verringert sich der Abstand der verschiedenen Elemente in der Szene. Wenn Sie ein Makroobjektiv nutzen, kommen Sie auch Ihrem Motiv wirklich nah.

In der Regel heißt es, man bräuchte ein 80mm- oder ein 100mm-Objektiv für die kulinarische Fotografie. Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Es ist eigentlich traurig, sich auf diese Brennweiten zu beschränken, denn mit einer Brennweite mit „weiterem Winkel“ erzielen Sie eine originellere Ansicht, statt der gleichen alten Perspektive, die man immer sieht.

Foto1

Mit einem Weitwinkelobjektiv können Sie ganz einfach Aufnahmen von oben machen und so Ihre Szene komplett einfangen. Aber Vorsicht vor Verzerrungen! Das 50mm-Objektiv bringt Ihnen ein Bild ohne zu viel Verzerrung und Sie behalten zugleich ausgeglichene Proportionen, die der Realität näher kommen.
Und das 100mm-Makroobjektiv bringt mich meinem Motiv wirklich nah und ich kann mit meiner Kameraanzeige direkt in das Gericht eintauchen.

Wenn ich das Objektiv wechsle, kann ich auch den Maßstab meiner Aufnahme variieren: von einer großen Ansicht über einen kleinen Bildausschnitt bis zu einer Nahaufnahme. Sie werden Ihre Szenen auf der Kameraanzeige anders sehen, und dann auch anders fotografieren. So können Sie Ihren Aufnahmestil verändern.

2- Versuchen Sie, von oben zu fotografieren

Das traditionellste kulinarische Foto wird aus einem 30°-Winkel fotografiert, so wirkt die Szene natürlich und entspricht dem, was Sie sehen, wenn Sie den Tisch decken.
Aber haben Sie schon einmal versucht, von oben auf Ihre Szene zu blicken? Zumindest ist es eine überraschende Ansicht, die Ihnen eine neue Dimension Ihrer kulinarischen Fotografie eröffnen wird.
In der Ansicht von oben können Sie mit Formen experimentieren und eine grafischere Qualität hinzufügen, wenn Sie dies möchten. Gehen Sie näher an Ihr Motiv, um einen bestimmten Teil der Szene zu fotografieren, oder entfernen Sie sich, um die ganze Szene im Blickfeld zu haben.
Um diese Art von Aufnahme einfacher zu machen, können Sie Ihre Szene direkt auf dem Boden anrichten. So können Sie einfacher von oben fotografieren und zugleich die Szene ausdehnen.
Oder Sie können auf einen Stuhl klettern oder ein Stativ benutzen, damit Sie die Kamera im 90°-Winkel über dem Boden platzieren können.
Achten Sie aber darauf, Ihre Kamera parallel zum Boden zu halten, sonst erscheint das Foto zu unruhig.

Foto2

Links sehen Sie ein Bild, das von oben aufgenommen wurde, ohne Stativ, mit angehobenem Arm. Sie müssen sich nur auf einen Stuhl stellen und die Kamera über die Szene halten. Um diese Aufnahme zu erzielen, schalten Sie Ihre Kamera auf Live-Ansicht und stellen Sie dann den manuellen Fokus ein. Beginnen Sie zu fotografieren! Zweifellos werden Sie mehrere Anläufe brauchen, bis Sie das gewünschte Ergebnis erzielen.

3- Fotografieren Sie sich mit

Sich selbst auf Ihrem Foto in Szene zu setzen, ist die beste Möglichkeit, Ihrer kulinarischen Fotografie ein wenig Leben einzuhauchen. Sie müssen nicht Ihren ganzen Körper abbilden. Sie können trotzdem anonym bleiben! Legen Sie einfach Ihre Hände in die Szene oder machen Sie ein Foto von einem Mund, der isst oder trinkt. Für diese Art von Szene brauchen Sie ein Stativ oder Sie bitten jemanden, Ihnen zu helfen. Aber dieses Thema werde ich in ein paar Tagen noch ausführlicher besprechen.

Foto3

Hier sind einige Beispiele für diesen Bildaufbau. Oft lege ich meine Hände in meine Fotos. Wenn Sie allein sind, ist dies das Einfachste, das Sie tun können. Finden Sie nicht auch, dass diese Technik gleich mehr Leben ins Foto bringt?
Das letzte Bild ist ein Selbstporträt. Ich musste viele Aufnahmen machen, bis das Foto genug Fokus und den passenden Bildausschnitt hatte
.

4- Gehen Sie nach draußen

Statt immer innen zu fotografieren versuchen Sie einmal, ein paar Fotos in Ihrem Garten zu machen, um einen Picknick-Effekt zu erzielen, oder Sie können sogar raus fahren und Fotos im Wald, im Park oder irgendwo auf einer Wiese machen… Verlassen Sie den gewohnten Weg und nutzen Sie Ihre Umgebung, so gelingen Ihnen einige wirklich originelle Aufnahmen.

5- Ändern Sie Ihren Stil völlig!

Sind Ihre Aufnahmen ausgewaschen und schlicht? Warum versuchen Sie es dann nicht mal mit ein paar Aufnahmen, die total roh und chaotisch sind?
Wenn Ihnen andererseits lebhafte Szenen gefallen und Sie Schalen, Gewürze, Krümel, Kakao und mehr hinzufügen… Gefällt es Ihnen, wenn Ihre Bilder voller Leben sind? Nun, dann versuchen Sie doch einmal, Fotos zu machen, die das Gegenteil Ihres eigenen Stils sind, und fotografieren Sie eine minimalistische Szene.
Gefällt Ihnen ein neutrales Ambiente, ohne zu viel Farbe? Warum versuchen Sie nicht, ein wenig Farbe rein zu bringen?
Die Schritte sind einfach zu befolgen: Schreiben Sie auf ein Blatt Papier die Adjektive, die Ihren Stil beschreiben und notieren Sie dann deren Gegenteile. Das ist die einfachste Möglichkeit, alles auf einmal zu ändern! Es kostet ein wenig Anstrengung. Wenn Sie fest an einen bestimmten Stil gewohnt sind, kann es schwer zu sein, diesen zu ändern. Aber Sie werden sehen. Dies kann sehr lehrreich sein. Die ersten Ergebnisse erscheinen Ihnen vielleicht nicht besonders vielversprechend und Sie sind vielleicht nicht unbedingt glücklich mit ihnen. Aber nach und nach werden Sie tolle Ergebnisse mit Ihren Kompositionen erzielen.
Lassen Sie sich gern von Bildern im Internet inspirieren. Pinterest ist ein tolles Tool dafür.

Foto4

Lange Zeit hatte ich einen eher düsteren Stil, der von neutralen Farben dominiert wurde. Mit der Zeit begann ich, etwas farbenfrohere Szenen zu kreieren.

6- Öffnen Sie die Blende

Wenn Sie Fotos Ihrer Speisen machen, welche Blendenöffnung brauchen Sie dann: f/6.3, f/7.1 oder f/8? Aber haben Sie es schon einmal mit den größeren Blendenöffnungen versucht, die Ihr Objektiv schafft?
Mit diesen können Sie einen hübschen Verwischeffekt im Hintergrund erzielen, der Ihr Bild weicher erscheinen lassen wird. Große Blendenöffnungen sind auch nützlich, um das Auge des Betrachters anzuziehen und auf das Hauptmotiv zu lenken, so wandert das Auge nicht über die anderen Elemente auf dem Foto.

Wählen Sie nicht die niedrigste Einstellung Ihres Objektivs. Dieser mangelt es meist an Schärfe. Schließlich brauchen Sie ein Mindestmaß an Klarheit für eine erfolgreiche Aufnahme.

Versuchen Sie es mit einer Blendenöffnung von 1.8, wenn Sie können, oder ansonsten mit 2.2 oder 2.5. Ich nutze diese sehr oft für die Bilder, die ich auf meinem Blog veröffentliche (Arbeiten für Kunden sind anders). Was ich an diesen Einstellungen mag, vor allem an der f/1.8 Blendenöffnung, ist die Vignettenzeichnung, die man auf dunkleren Fotos erhält, ein Kokoneffekt, den ich einfach liebe! Ich verstärke den Effekt in der Nachbearbeitung oft noch etwas. Die Schwächen meines Objektivs mache ich zu einer Stärke für meine Fotos. Warum versuchen Sie es nicht auch einmal?

Foto5

Diese 2 Fotos wurden mit f/1.8 gemacht. Besonders auf dem Foto links können Sie die Vignettenzeichnung sehen, die durch die Blendenöffnung entstanden ist. Auf dem Foto rechts hingegen sind die verwischten Hintergrundelemente sehr ausgeprägt.

7- Wählen Sie etwas anderes als traditionelle Teller

Vielleicht sind Sie gelangweilt davon, Ihre Rezepte auf normalem und gewöhnlichem Geschirr zu fotografieren. Warum experimentieren Sie nicht mit einigen Objekten, die Sie in der Nähe finden?
Zum Beispiel habe ich einige Kerzenhalter gefunden, die ich als Behälter für Soßen oder Gewürze benutze.

Dosen sind sehr schöne Behälter zur Darstellung Ihrer Rezepte. Es gibt sie in den verschiedensten Größen und Formen. Heben Sie sie auf, entfernen Sie die Etiketten oder formen Sie sie sogar, um einen einzigartigen Stil zu erschaffen. Das Gleiche können Sie mit Glasgefäßen tun. Sie sind toll als Gläser, Einmachgläser, Auflaufförmchen usw.

Noch eine schöne Idee zum Ausprobieren: Wenn Sie Walnüsse knacken oder Pralinen oder Trockenfrüchte für Ihr Gericht brauchen, legen Sie statt eines Nudelholzes einen Hammer aus Ihrem Werkzeugkasten in die Szene.
Runde Holzplatten sind ein toller Ersatz für normale Teller. Sie können sie selbst anfertigen, wenn Sie handwerklich begabt sind, oder Sie können sie online finden.

Und wenn Sie es müde sind, normale Speisen zu fotografieren, können Sie das Gericht auch fotografieren, während es noch im Topf, in der Pfanne oder in der Backform ist. So schaffen Sie eine bunte Mischung und bringen Stimmung in Ihre Szene.

Foto6

Foto7

Hier ist eine Auswahl an Bildern als Illustration meiner Ideen (der Hammer, das Marmeladenglas, die Holzplatte und das Kochgeschirr)

8- Zeigen Sie die einzelnen Zutaten Ihres Rezepts

Ich empfehle Ihnen, mit Ihrem Bildaufbau noch einen Schritt weiter zu gehen. Versuchen Sie, Ihr Rezept in seine Bestandteile aufzuschlüsseln und die einzelnen Zutaten zu fotografieren. Die Idee dahinter ist, in der Szene sowohl die Zutaten abzubilden, aus denen das Gericht besteht, als auch die fertige Kreation, die Sie gezaubert haben. Es macht wirklich Spaß, diese Zutaten spielerisch in Form einer mathematischen Formel anzuordnen. Schreiben Sie zum Beispiel auf eine Tafel oder auf Papier die „+“-Zeichen zwischen den Zutaten und ein „=“ direkt vor das Endergebnis, genau wie auf dem Foto unten. Sie können diesen Bildaufbau von oben fotografieren (was zweifellos der passendste Winkel ist) oder von direkt gegenüber.

Sie können auch sehr viele Zutaten in Ihre Szene legen, sie notieren, mit Pfeilen auf diese zeigen und dabei auch das fertige Gericht in der Aufnahme abbilden, aber nicht unbedingt im Fokus des Bilds.

Foto8

Das Foto sollte auch Spaß machen! Immer, wenn Sie mit einem Gericht arbeiten, das sich für diese Art von Fotografie anbietet (das heißt, es sollte nicht zu viele Zutaten erfordern), versuchen Sie es doch einmal mit dieser Art von Bildaufbau.

9- Unterbelichtung

Fotografen setzen meist alles daran, all das Licht einzufangen, das sie wahrnehmen können. Aber manche Bildkompositionen eignen sich besonders gut für eine Unterbelichtung. Das bedeutet, Sie erschaffen ein Bild, das dunkler ist als die realen Bedingungen.
Dies ist ein Stil, der bei Szenen funktioniert, die bereits dunkler sind, mit Tönen von Braun, Mitternachtsblau oder am besten Schwarz im Hintergrund.
Unterbelichtung kann Ihrem Foto ein mysteriöses, intimes Gefühl verleihen. Die Idee besteht darin, den Belichtungscursor nach links zu schieben. Jedoch nicht zu weit, denn der Betrachter soll die verschiedenen Elemente in einer Szene noch erkennen können. Um diesen Effekt zu erzielen, müssen Sie mit dem Licht spielen und es so anpassen, dass Sie Spiegelungen auf dem Teller oder dem Gericht erzeugen. Sie können der Szene sogar Elemente hinzufügen, die das Licht reflektieren.
Die Nachbearbeitung wird der letzte Schritt dabei sein, diese Unterbelichtung zu erzielen, dabei können Sie schattige Bereiche verdunkeln und hellere Bereiche der Aufnahme aufhellen.

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Links habe ich ein Balsamico-Karamell zubereitet, das ich mysteriös dargestellt habe. Ich wollte wirklich mit dem Licht spielen. Dies ist das perfekte Rezept für diesen Effekt. Sie müssen nur Ihre Lichtquelle im Hintergrund platzieren und sich so positionieren, dass Sie die Spiegelung auf dem Karamell sehen.
Das Bild rechts ist ein wenig anders. Diesen Winkel inspiriert hat der reichhaltige, warme Charakter der Speise. Ich wollte die Schlagsahne direkt im Licht platzieren und den Rest der Szene im Schatten lassen.

10- Machen Sie einen mutigen Schnitt

Ich werde diesen Artikel mit einigen Tipps für den Bildausschnitt Ihrer Aufnahme beenden. Statt immer Ihr gesamtes Gericht zu fotografieren, versuchen Sie einmal, Ihre Aufnahme zu schneiden, sodass nur die Hälfte oder nur ein Teil Ihres Gerichts wirklich sichtbar ist.
Spontan neigen Sie dazu, die ganze Speise zu fotografieren, sodass das Bild nur beschreibend ist, nicht künstlerisch. Aber es gibt keinen Grund, alles zu zeigen! Im Gegenteil, zögern Sie nicht, selektiv zu sein und ein dynamischeres und originelleres Bild zu kreieren. Den Betrachter wird das ganz und gar nicht stören, denn er wird sich ganz leicht vorstellen können, was nicht gezeigt wird.
Wählen Sie unbedingt einen kühnen Bildausschnitt für Ihr Motiv. Alle Aufnahmen, auf denen fast die ganze Speise zu sehen ist, werden den Eindruck erwecken, dass der Bildausschnitt falsch gewählt wurde.

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Wählen Sie einen kühnen Schnitt. Dieser wird Ihr Foto umso dynamischer machen.

chefNini

Unter dem Pseudonym chefNini schreibt Virginie seit Februar 2008 auf ihrem gleichnamigen kulinarischen Blog. Dort teilt sie ihre Rezepte, Fachartikel, Einkaufsratgeber und Testprodukte.
Seit 2011 bietet sie kreative Dienstleistungen rund um Fotografie, Gestaltung und Kulinarik an.
Sie hat ein Buch über Food-Fotografie geschrieben, das bei Pearson erschienen ist, sowie einen Kochalmanach, der von Editions 365 veröffentlicht wurde.

Blog: http://www.chefnini.com
Portfolio: http://virginiefouquet.com/
Facebook: http://www.facebook.com/chefNini/
Twitter: https://twitter.com/chefNini
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