09.05.2014

Kulinarische Fotografie: Schaffung einer Atmosphäre

09.05.2014

Kulinarische Fotografie: Schaffung einer Atmosphäre

Hallo zusammen!
Mein Name ist Virginie, aber unter dem Pseudonym chefNini bin ich in der kulinarischen Blogosphäre bekannter. Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich, was eine Kochbloggerin auf einem Fotoblog zu suchen hat, oder? Nun, ich bin auch kulinarische Fotografin und im Monat April Manfrottos Gast! Ich freue mich sehr darauf, Artikel über diesen Bereich schreiben zu können, der so häufig vergessen wird. Ich hoffe, ich kann Ihnen den Mund wässrig machen und in Ihnen in den Wunsch wecken, gleich in der Küche loszulegen und vor allem Ihre Kamera bereit zu legen, um Ihre kulinarischen Meisterwerke zu verewigen!

In diesem ersten Artikel möchte ich mich auf einen wichtigen Aspekt dieses Gebiets konzentrieren, nämlich auf die Erzeugung einer Atmosphäre um das von Ihnen zubereitete Gericht. Bei der kulinarischen Fotografie geht es nicht einfach nur darum, in fünf Minuten ein Foto eines Tellers zu machen, der in einer Tischecke steht. Sie müssen das Geschirr auswählen und die Beleuchtung sorgfältig einstellen. Tatsächlich erfordert dies ein gewisses künstlerisches Feingefühl.

Als Illustration für diesen Artikel und um mein Argument anzubringen, habe ich beschlossen, Ihnen die gleiche Speise in zwei völlig entgegen gesetzten Atmosphären zu zeigen, die so zwei völlig verschiedene Geschichten erzählen. Dies wird es mir ermöglichen, meine Gedankengänge bei der Erschaffung dieser zwei unterschiedlichen Atmosphären zu erläutern.

Links und rechts ISO 200, f2,5, 1/125

Atmosphäre Nr. 1: Snack-Cocooning

ISO 200, f/2, 1/200

Für das Ambiente Nr. 1 wollte ich einen dieser kalten, regnerischen Sonntagnachmittage nach gestalten, an denen es ein Vergnügen ist, sich ein Glas warme Milch und einige Kekse als Zwischenmahlzeit zu machen. Bei der Schaffung einer Atmosphäre können Sie sich an Ihren Erinnerungen, Ihren persönlichen Erfahrungen, Ihrem Lebensstil orientieren. Es geht darum darzustellen, warum Sie dieses Essen zubereitet haben. All dies hilft Ihnen dabei, eine dichte Atmosphäre zu schaffen.

Wie also bilde ich diese Art von Atmosphäre nach?

Hintergrund: Im Grunde verwende ich Holzbretter oder Holzfaserplatten, um die Kulisse meiner Szenen zu gestalten. Hier nutze ich Holzbretter in dunklen Tönen, um ein warmes und behagliches Gefühl hervorzurufen. Daher scheint es mir eine natürliche Wahl für die Inszenierung meiner Kekse. Eine Leinentischdecke sorgt für eine warme und düstere Atmosphäre, wenn sie leicht verknittert ist, wirkt dies noch schöner.

Accessoires und Materialauswahl: Wenn ich beschließe, mit einer düsteren Dekoration zu arbeiten, sollten auch das übrige Geschirr und die Accessoires dunkel sein, um eine gewisse Harmonie beizubehalten. Hier habe ich einige Kekse auf einen Zinnteller gelegt, der auf zerknittertem Seidenpapier liegt. Ich hätte meine Kekse auch in eine Papiertüte legen und einige nonchalant herausfallen lassen können, um den Eindruck zu erwecken, ich hätte diese Kekse in einer Bäckerei gekauft.

In den Hintergrund gestellt habe ich ein mit Milch gefülltes Glas und eine alte Kaffeemühle mit einigen Kaffeebohnen auf den Holzbrettern. Diese Elemente tragen zur Geschichte einer genüsslichen Essenspause bei.

Bei dieser Art von Atmosphäre müssen Sie einige Tropfen Milch und ein bisschen Kakaopulver verschütten, oder vielleicht ein paar Kekskrümel verstreuen. Dies haucht Ihrer Szene Leben ein. Sie müssen zeigen, dass etwas passiert und dass Sie sich wunderbar amüsieren und den Betrachter einladen, dabei zu sein. Sie verewigen eine echte Snackpause. Hier ist ein super einfaches Beispiel, das Sie kopieren können: Legen Sie einen Keks neben eine Tasse, einen Löffel, der mit Milch bedeckt ist, dazu, und einige Tropfen daneben, dazu einige Krümel, und konzentrieren Sie sich auf diesen Teil der Szene. Sie müssen nicht den ganzen Keks zeigen. Sie laden den Betrachter ein, in einer genüsslichen Leckerei zu schwelgen.

ISO 200, f/2,5, 1/100

Licht: Eines der wichtigsten Elemente in der kulinarischen Fotografie. Machen Sie Aufnahmen immer bei Tageslicht in der Nähe eines Fensters. Vielleicht wollen Sie auch ein Fenster öffnen, um bei Bedarf noch mehr Tageslicht hineinzubringen.

Ich lasse das Licht meist am liebsten an der linken Seite der Szene oder hinter der Szene einstrahlen. Die Ergebnisse sind völlig verschieden. Im ersten Fall rundet das Licht die Szene sanft ab. Bei Beleuchtung im Hintergrund ist das nicht der Fall, diese führt zu mehr Kontrasten und „schrofferen“ Bildern.
Haben Sie Spaß dabei, verschiedene Lichtwinkel auszuprobieren. Sie können wirklich schöne Effekte erzielen, die der Szene noch mehr hinreißende Schönheit verleihen.
Unten können Sie den Hauptunterschied auf den 2 Fotos sehen. Auf dem Bild links kommt mein Licht von der Seite. Die Szene ist sanft und auch wärmer. Rechts habe ich die Szene mit Hintergrundbeleuchtung arrangiert. Das Licht spiegelt sich im Teller und in den Keksen, was eine kühlere Atmosphäre erzeugt. Auch die Schatten sind ausgeprägter.
Ganz bewusst korrigiere ich den Grad der Belichtung, indem ich meine Aufnahme unterbelichte und so einen gedämpfteren Effekt erziele.

Links: ISO 200, f/2,5, 1/100

Rechts: ISO 200, f2, 1/200

Nachbearbeitung: Um das anfängliche Konzept zu verstärken und zu vervollständigen, ist Nachbearbeitung ein Muss, selbst bei der kulinarischen Fotografie. Wir sprechen hier von geringfügigen Korrekturen am fertigen Produkt. Die Ergebnisse müssen natürlich sein, also können Sie den Weißabgleich korrigieren, den Kontrast und die Helligkeit erhöhen oder auch die Leuchtkraft ein wenig…
Hier sind zwei Fotos: vor/nach der Nachbearbeitung.

ISO 200, f/2,2, 1/200

Diese Korrekturen habe ich zwischen der rohen Version und der unbearbeiteten Version ausgeführt:
– Kontrast hinzugefügt.
– Leichte Vignettierung.
– Korrekturen am Teller, um die schattigen Bereiche zu verdunkeln und die hellen Bereiche aufzuhellen.

Ambiente Nr. 2: Sommer-Snack

ISO 200, f/2, 1/200

Völlige Veränderung der Dekoration. Hier wünsche ich mir viel Licht und Frische! Dies ist für eine Sommer-Fotoreihe, die ich vorbereiten möchte. Stellen Sie sich einen warmen Tag im Monat Juli vor. Die Kinder spielen draußen im Garten. Also bringen wir Erfrischungen und etwas zum Knabbern raus, um den Tag über viel Energie zu haben.

Hintergrund: Um ganz leicht eine Sommeratmosphäre zu vermitteln, beginne ich mit weißen Brettern. Eine bunte Grundlage (hellgelb oder cyanblau) wäre auch eine sehr schöne Wahl.
Im Allgemeinen kann Weiß ein wenig schwerer zu bearbeiten sein, da es das Umgebungslicht reflektiert und zu blau oder zu gelb werden kann, wenn der Weißabgleich nicht richtig durchgeführt wird. Wenn Sie nicht genug Licht haben, kann es zudem grau werden. Bei zu viel Licht wiederum erscheinen einige Bereiche ausgewaschen. Der Nachbearbeitungsschritt ist von entscheidender Bedeutung, um das Bild ins Gleichgewicht zu bringen und die Effekte abzuschwächen, die dem Bild den letzten Schliff verleihen.

Zubehör und Materialauswahl: Sommer heißt Wärme. Selbst wenn draußen nur 5° C sind, müssen Sie auf Ihrem Foto das Ambiente eines warmen Tages erzeugen. In meiner Szene präsentiere ich ein kühles Getränk in einer Bowlenschüssel voller Eiswürfel. Im Glas daneben ist das Getränk mit einer Zitronenscheibe garniert. Ich habe einen fruchtigen Softdrink gewählt, der einen Hauch Farbe ins Bild bringt und mich an die Getränke erinnert, die es in meiner Kindheit gab.
Ich habe auch einige Petit-suisse-Desserts in Keramikschälchen angerichtet, auch diese erinnern mich an Zwischenmahlzeiten meiner Kindheit, und natürlich habe ich daran gedacht, einige Dessertlöffel und Strohhalme in leuchtenden Farben in die Deko einzubringen.

Ich habe den Zinnteller in der ersten Atmosphäre durch einen weißen Teller ersetzt, der auf einer Leinentischdecke steht.
Wenn Sie weiß verwenden, um die Szene angenehmer fürs Auge zu machen, empfehle ich Ihnen, in den Accessoires einige Farbtupfer einzubringen und darauf zu achten, diese harmonisch zu kombinieren.

Licht: Im Gegensatz zum ersten Ambiente, bei dem der Mangel an Licht kein großes Problem war, muss diese Aufnahme bei strahlendstem Licht erstellt werden. Also warten Sie nicht bis zum Ende des Tageslichts, denn dann wird das Ergebnis durchschnittlicher. Wenn Sie einen Reflektor haben, platzieren Sie diesen gegenüber Ihrer leuchtenden Szene, um die Schatten weicher zu zeichnen. Auch hier geht es wieder darum, eine leuchtende und zugleich weiche Szene zu erzielen.

Links: ISO 200, f/2, 1/200

Rechts: ISO 200, f2,2, 1/160

Nachbearbeitung:

Für diese Fotoreihe werde ich das Licht nachbearbeiten. So kann ich ein bisschen mehr Leuchtkraft hinzufügen, um die Schatten aufzuhellen und eventuelle Probleme mit dem Weißabgleich und Farbschema auf dem Foto zu beheben.
Diese zwei Fotos zeigen die Szene vor bzw. nach der Bearbeitung:

ISO 200, f/2,5, 1/160

Diese Korrekturen haben ich zwischen der rohen Version und der bearbeiteten Version ausgeführt:
– Ein bisschen Helligkeit hinzugefügt und die Schatten weicher gezeichnet, mit der Kurve des „Dichte“-Tools.
– Ein bisschen Leuchtkraft hinzugefügt.
Wenn einige Bereiche beim Modifizieren der Kurve ausgewaschen aussehen, korrigieren Sie den Effekt, indem Sie die Kurvenebene und den Pinsel benutzen, um wieder zu dem Bildstatus wie vor der Bearbeitung zurückzukehren. Sie können mit der Dichte der Retuschierung spielen, indem Sie die Deckkraft des Pinsels anpassen.

Es ist Zeit für mich, ein Fazit zu ziehen und Ihnen einige abschließende Tipps zu geben. Bevor ich mich verabschiede, möchte ich Ihnen empfehlen, sich zusätzlich zu den Arten von Ambiente, die Sie bereits erreicht haben, einige weitere herauszusuchen (Geschirr, Accessoires, Stoffe). Passen Sie diese gemäß Ihrem Stil an (klassisch, Pop, Retro, schick, kindlich).

Sie müssen am Anfang noch nicht sehr weit gehen. Beginnen Sie einfach mit einem Tisch als Kulisse. Legen Sie eine Serviette, Besteck, ein Glas und einen Teller auf den Tisch und konzentrieren Sie sich auf die Speise, bevor Sie mit weiter gefassten Aufnahmen (im selben Kontext) fortfahren. Fügen Sie hier und da einige zusätzliche Accessoires hinzu, eine Pfeffermühle, einen Pfannenwender, an dem noch etwas Soße ist, etwas geschnittenes Gemüse, eine Nudeldose…

Denken Sie auch daran, dass einer der Schlüssel zum Erzielen eines schönen Bildes Tageslicht ist! Sie können auch versuchen, die Blende Ihrer Kamera zu öffnen, um noch künstlerische und offenere Fotos zu erzielen. Dies wird Ihrer kulinarischen Fotografie einen Hauch Magie verleihen. Ich habe lichtstarke Linsen und mache die meisten Aufnahmen mit f/2,5, aber ich kann auch auf f/1,8 oder f/1,6 runter gehen. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Chef Nini

Unter dem Pseudonym chefNini schreibt Virginie seit Februar 2008 auf ihrem gleichnamigen kulinarischen Block. Sie bietet originelle Kreationen, Inspirationen und Tipps in lehrreichen Artikeln.
Als Autodidaktin mit einer Leidenschaft für ihre Interessen beschloss sie, ihren Beruf als Webentwicklerin aufzugeben, um sich ausschließlich ihrem Blog zu widmen. Im September 2011 wurde sie Unternehmerin, die ihre Dienste als Köchin, Fotografin und kulinarische Autorin anbietet.
Zudem ist sie Autorin eines Buches zu kulinarischer Fotografie, das von Pearson herausgegeben wurde.

Blog: http://www.chefnini.com/
Portfolio: http://portfolio.chefnini.com/
Facebook: http://www.facebook.com/chefNini/
Twitter: https://twitter.com/chefNini

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