24.09.2014

Architektur in Lissabon

24.09.2014

Architektur in Lissabon

20140921-Manfrotto-Story4-Sebastian-Weiss-00-header

Die Interaktion der mobilen Fotografen findet nicht allein auf digitaler Ebene innerhalb Foto-Communities wie Instagram oder EyeEM statt, sondern erfährt ihre Fortsetzung in der realen Welt in Form von sogenannten „PhotoWalks“ oder „InstaMeets“. Dabei treffen sich die Fotografen in einer Stadt, ausgerüstet mit einsatzbereiten Smartphones, Ersatzakkus, Tripod- oder Einbeinstativen und diversen externen Optiken, um die Gegend zur erkunden, sich dabei kennenzulernen sowie Tipps auszutauschen und – ganz wichtig – viel Spass zu haben.

„InstaMeets“ werden durch die Instagram Community selbst organisiert und finden sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene statt.

Ich hatte Gelegenheit, im Januar und Juni dieses Jahres an den ersten beiden Europäischen InstaMeets in Lissabon und Berlin teilzunehmen. Da ich Berlin seit 25 Jahren kenne und viele Jahre dort gelebt habe, hat mich insbesondere die Tour nach Lissabon gereizt – nicht nur um viele europäische Instagrammer persönlich kennenzulernen, mit denen ich bereits zuvor auf Instagram verbunden war, sondern auch um die Architektur der Stadt zu ergründen. Daher habe ich im Anschluss an das Treffen noch einige Tage in der Stadt verbracht und etliche interessante Gebäude besucht, von denen ich einige im folgenden 4. und meinem letzten Beitrag für Manfrotto vorstellen möchte.

Wie bereits in meinem vorherigen Artikel über meine Begegnungen mit der finnischen Architektur ist ein Bahnhof Ausgangspunkt meiner vorgeschlagenen Tour. Der Bahnhof „Estação do Oriente“ ist im Ostteil der Stadt am Rande des „Parque das Nações“, dem ehemaligen Gelände der Weltausstellung 1998, unweit des Rio Tejo gelegen.

Der 1998 nach Plänen von Santiago Calatrava fertig gestellte Bahnhof dient als Fern-, Regional- sowie Busbahnhof und verfügt über eine eigene Metro-Haltestelle, entsprechend stark ist er von Reisenden frequentiert. Doch auf Grund seiner weitläufigen Anlage ist es sehr gut möglich, dort ausgedehnte Fotosessions zu veranstalten.

Adresse: Avenida Dom João II, 1990 Lissabon
Architekt: Santiago Calatrava

Processed with VSCOcam with s2 preset

Von der Ostseite des Bahnhofs kommend schliesst sich der ehemalige Haupteingang der Expo98 und heutiges Einkaufszentrum „Centro Comercial Vasco da Gama“ an. Dahinter befindet sich mit dem „Pavilhão Atlântico“, heute die MEO Arena, ein weiteres Gebäude aus dem Ensemble der Expo98. Die ursprünglich unter dem Namen „Pavilhão da Utopia“ anlässlich der Weltausstellung eröffnete Mehrzweckhalle wurde von dem Architekten Regino Cruz in Kooperation mit Skidmore, Owings und Merrill (SOM) geplant.

Adresse: Avenida Dom João II, 1990 Lissabon
Architekt: Regino Cruz, Skidmore, Owings und Merrill

20140921-Manfrotto-Story4-Sebastian-Weiss-02

In unmittelbarer Nachbarschaft zur MEO Arena befindet sich der von Álvaro Siza Vieira  geplante „Pavilhão de Portugal“. Der Pavillon besteht aus zwei parallel zueinander angeordneten Ausstellungsgebäuden, deren weiter Zwischenraum von einer sehr eleganten Tragswerkskonstruktion aus Beton überspannt wird. Das unten stehende Bild zeigt die südliche Fassade des Bauwerks, welches neben dem immensen Dach ein weiteres, sehr fotogenes Detail des Pavillons darstellt.

Adresse: Alameda dos Oceanos / Ecke Rua do Caribe, 1990 Lissabon
Architekt: Alvaro Siza Vieira

20140921-Manfrotto-Story4-Sebastian-Weiss-03

Wenige hundert Meter südlich des „Pavilhão de Portugal“ trifft man auf das „Oceanário de Lisboa“. Das Meeresaquarium war eine der Hauptattraktionen während der Expo98 und gilt zum gegenwärtigen Zeitpunkt als das zweitgrösste Ozeaneum weltweit. Interessant ist insbesondere die mit maritimen Zitaten verzierte Fassade des Eingangsbereichs.

Adresse: Esplanada Dom Carlos I, s/nº, 1990-005 Lissabon
Architekt: Campos Costa Arquitectos

20140921-Manfrotto-Story4-Sebastian-Weiss-04

Der „Parque das Nações“ bietet noch eine ganze Reihe beeindruckender Gebäude, wie beispielsweise den „Pavilhão do Conhecimento“ oder den „Torre Vasco da Gama“, die zu einer ausgedehnteren Streiftour einladen.

Abschliessend möchte ich aber noch auf einige Gebäude verweisen, die nicht auf dem Gelände der ehemaligen Weltausstellung stehen.

Das portugiesische Nationalarchiv „Arquivo Nacional da Torre do Tombo“ befindet sich auf dem Campus der Universität Lissabon, etwa 5 km westlich vom „Parque das Nações“ gelegen. Der Name Torre do Tombo geht zurück auf den Hauptturm des „Castelo de São Jorge“, in dessen Mauern seit dem 14. Jahrhundert wichtige Dokumente des Königshaus Portugals aufbewahrt wurden. Entsprechend wehrhaft und massiv erscheint das 1991 errichtete, aus Kalkstein und Beton bestehende neue Nationalarchiv. Dennoch lassen sich in der Fassade des kolossalen Bauwerks interessante grafische Details entdecken, wie etwa diese Wasserspeier von José Aurélio im Zusammenspiel mit der ausserordentlich geometrischen Fassadengestaltung des Gebäudes.

Natürlich bietet der Uni Campus eine Reihe weiterer reizvoller Gebäude, es bedarf jedoch etwas Zeit sie zu erkunden. Nennen möchte ich exemplarisch die „Cantina da Universidade de Lisboa“ in der Avenida Prof. Gama Pinto, das „Centro de Investigação e Intervenção Social“ und die „Cantina Nova“ in der Avenida das Forças Armadas sowie das Hauptgebäude mit Auditorium der „Universidade Nova de Lisboa“ in der Travessa Estevão Pinto.

Adresse: Alameda da Universidade, 1649-010 Lissabon
Architekt: Ateliers Associados, Arsénio Raposo Cordeiro, A.N. de Almeida, M. Sheppard Cruz

20140921-Manfrotto-Story4-Sebastian-Weiss-05

Etwa 8 km südlich vom Uni Campus, am Ufer des Tejo gelegen, befindet sich das „Champalimaud Centre for the Unknown“ der der Champalimaud Stiftung. Sowohl das Gebäude als auch das umliegende Gelände des Biomedizinischen Forschungszentrums stehen im völligen Gegensatz zum Nationalarchiv. Die transparente und organische Architektur, die sich auf dem Areal über mehrere Ebenen verteilt, bietet auf Grund seiner Lage am südlichen Teil der Stadt insbesondere am Nachmittag und Abend beeindruckende Bilder.

Adresse: Av. Brasilia Doca de Pedrouços, 1400 Lissabon
Architekt: Charles Correa Associates

Processed with VSCOcam with s3 preset

20140921-Manfrotto-Story4-Sebastian-Weiss-07

Wer auf dem Rückweg ins Stadtinnere noch Zeit und Lust auf weitere Bauwerke verspürt, dem sei das Kulturzentrum von Belém an der Rua Bartolomeu Dias und das 1965 eröffnete Gulbenkian Planetarium an der „Praça do Império“ neben dem Hieronymus-Kloster empfohlen. Zum Abschluss der Tour laden die Bäckereien in der Rua de Belém zu einer kleinen Stärkung ein.

Adresse: Praça do Império, 1400-206 Lissabon
Architekt: Frederico George

Processed with VSCOcam with s3 preset

Ich hoffe, ich konnte mit meinen Beiträgen dem einen oder anderen Leser einige Anregungen und Tipps geben, um sich etwas intensiver mit Architekturfotografie zu beschäftigen.

Sebastian Weiss

Er arbeitet als Kreativer in der Internetwirtschaft und ist als Fotokolumnist für AD Architectural Digest Germany tätig.

Instagram: http://instagram.com/le_blanc
EyeEM: http://www.eyeem.com/leblanc
Behance: https://www.behance.net/leblanc
Tumblr: http://leblanccom.tumblr.com
Twitter: http://www.twitter.com/helloleblanc

Top
Our Brands