25.08.2015

Ein näherer Blick auf das Fischaugenobjektiv

25.08.2015

Ein näherer Blick auf das Fischaugenobjektiv

Dies ist der zweite Beitrag in einer 8-teiligen Serie zum Manfrotto KLYP System für iPhone-Fotografie (hier ist Teil eins). Ich muss zugeben, als ich das Set für die Rezension erhielt, war ich ein wenig skeptisch. Denn ich dachte mir: Was kann daran schon neu sein?  Irgendwann hatte ich so ziemlich jedes Aufsteckobjektiv für das iPhone getestet. Freilich musste ich mich also ein wenig anstrengen, um mich dafür zu begeistern, aber wie ich ersten Beitrag erwähnt habe, je mehr ich mit diesem Set fotografiere, desto mehr weiß ich es für sein Design, seine Qualität und die einfache Handhabung zu schätzen. Sprechen wir über das Fischauge!

Was ist ein Fischaugenobjektiv?

Ein Fischaugenobjektiv ist ein extrem breites Weitwinkelobjektiv, das an den Kanten eine starke visuelle Verzerrung erzeugt. Das so entstehende Bild ist zudem halbkugelförmig und wölbt sich an den Außenrändern. Die meisten Fischaugenobjektive haben einen Bildwinkel zwischen 100 und 180°. Das Manfrotto Fischauge hat 160°. In der Fotografie gibt es im Allgemeinen zwei Arten von Fischaugenobjektiven – Vollformat und Zirkular. In der Handy-Fotografie gibt es (noch) kein Vollformat-Fischauge, weil das Objektiv und die Sensoren einfach zu winzig sind. Meistens sieht man Vollformat-Fischaugenobjektive bei Spiegelreflexkameras. In der Smartphone-Fotografie sind alle Fischaugenobjektive zirkular und die Kanten sind stark verzerrt.

1Was ist Fischauge

Warum sollten Sie ein Fischaugenobjektiv benutzen?

Die meisten Fotografen nutzen Fischaugenobjektive eher als Neuheit als für praktische Zwecke. Ich persönlich benutze sie nicht häufig und mag auch das Aussehen von Fischaugenbildern nicht besonders. Oft sehen diese Bilder für mich amateurhaft aus und die Kantenverzerrung (der Fachbegriff dafür ist ‚Tonnenverzeichnung‘) ist übermäßig weich. Dies mag wie ein ziemlich hartes Urteil gegen den Einsatz eines Fischauges auf Ihrem iPhone klingen, aber lesen Sie weiter… ich denke, Sie werden überrascht sein.

Es gibt einfach kein scharfes Fischaugenbild. Das ist bei Handys technisch unmöglich. Für die Nutzung im Web kann das okay sein, aber Drucke können Sie vergessen.

Neben dem Unterhaltungswert oder ästhetischen Gründen für die Nutzung eines Fischaugenobjektivs gibt es auch Momente, in denen Sie einen so weiten Bildwinkel wie möglich brauchen. Vielleicht sind Sie in einem engen Raum und müssen das ganze Zimmer sehen oder vielleicht können Sie nicht rückwärts gehen, um Ihre Wunschaufnahme zu machen. Schnappen Sie sich Ihr Fischauge!

2WarumSolltenSieEinFischaugenobjektivBenutzen?

Ein praktischer Tipp: Gehen Sie rückwärts!

Hier ist ein simpler Vorschlag, der mich meine ganze Fotografiekarriere hindurch begleitet hat: Wenn ich eine ‚weitere‘ Aufnahme will, fotografiere ich mit dem Objektiv auf meiner Kamera einfach weiter und gehe dabei rückwärts. Voilà!  Wenn ich nicht rückwärts gehen kann, weil zu wenig Platz ist, schnappe ich mir mein weites, ultra weites Fischaugenobjektiv für mein iPhone.

3Praktischer Vorschlag

Inhalt übertrifft Können

Ihnen digitalen Puristen da draußen wird das nicht gefallen, über in dieser Instagram-Wirtschaft übertrumpft der Inhalt das Können. Was ein Bild aussagt (sein Inhalt), ist wichtiger als die Art, auf die ein Bild gemacht wurde (Können). In der Welt der Handyfotografie spielt die Bildqualität eine geringere Rolle, mehr Aufmerksamkeit kommt dem praktischen Nutzen, der Unterhaltung, der Kreativität, dem Spaß und der Spontanität zu. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, aus diesem Grund sind Aufsteckobjektive für Smartphones so beliebt. Pixelzähler und Technikfuzzis machen den Abgang. Instagrammer und Handyfotografen erschaffen die neue „Lingua franca“ der Popkultur.

4InhaltÜbertrifftKönnen

Gründe, Ihr Handy-Fischaugenobjektiv zu nutzen

Trotz meiner früheren Anmerkungen gibt es ein paar Motive, für die ich doch immer wieder nach meinem Fischaugenobjektiv greife. Ich benutze es gern, wenn das Motiv, das ich fotografiere, schon geschwungene Linien hat. Dies lässt die ‚Fischaugen-Behandlung‘ irgendwie natürlicher aussehen. Hier ist ein Foto, das ich vom Texas State Capitol-Gebäude gemacht habe:

5GründeWarumIchDasFischaugenobjektivNutze(1)

Ein weiteres perfektes Motiv ist eine ‚Objektmessung‘ von etwas in der Mitte meines Bildausschnitts, sodass meine Außenkanten auf natürliche Weise schwarz werden (und die Tonnenverzeichnung verborgen bleibt).

5GründeWarumIchDasFischaugenobjektivNutze2

Noch ein Grund, warum ich das Fischaugenobjektiv liebe

Und das ist ein großer Grund – Video!  Der Sensor in meinem iPhone ist ein Sensor mit einem Bildverhältnis von 4:3, er macht also Fotos mit einem Bildverhältnis von 4:3. Video hat kein 4:3-Bildformat, sondern ein 16:9-Bildformat, das heißt, die Kamera muss die Aufnahme zuschneiden. Und raten Sie mal, was dann weggeschnitten wird?  Die verzerrten, unscharfen Kanten!  Also ist das Fischauge ein perfektes Tool, um mit dem Handy Videos aufzunehmen.

Ein paar abschließende Tipps zum Fotografieren mit einem Handy-Fischaugenobjektiv

  1. Achten Sie auf die Bildkanten und fotografieren Sie nicht Ihre Finger mit.
  2. Passen Sie auch bei Schatten in der Aufnahme auf.
  3. Ich habe festgestellt, dass die iPhone-Kamera (sowie die Mehrzahl der Kamera-Apps von Drittanbietern) die meisten Fischaugenaufnahmen ‚überbelichten‘, wodurch das Endergebnis eintönig und leblos erscheint. Also unterbelichten Sie, wenn Sie das Objektiv benutzen.
  4. Das Fischaugenobjektiv funktioniert am besten bei vollem Sonnenlicht im Freien. Meiden Sie schlecht beleuchtete Innenräume.

6AbschlussDirektesSonnenlicht

Probieren Sie’s aus

Alles, was ich über Handy-Fischaugenobjektive sagen kann, ist: Probieren Sie’s aus!  Vielleicht haben Sie einen skurrilen Stil und finden den unbeschwerten Look, den das Fischauge produziert, attraktiv.  Vielleicht stehen Sie eher auf Architektur und möchten einfach alles auf Ihrer Aufnahme sehen. Oder vielleicht sind Sie ein Fotokomiker und Ihnen macht es Spaß, seltsame und witzige Porträts von Familienangehörigen und Freunden zu machen. Probieren Sie’s aus und erschaffen Sie mit diesem besonderen Objektiv Ihre eigene Form von Kunst.

7ProbierenSiesAus

Jack Hollingsworth

Jack Hollingsworth ist ein weltberühmter Reise-, Porträt-, Archiv- und iPhone-Fotograf. Seine Liebe zur Handy-Fotografie ist ansteckend. Seit er 2011 im Crane Hotel auf der Insel Barbados zur Handyfotografie konvertiert ist, hat er über 20 Länder bereist und über 400.000 Bilder mit seinem iPhone gemacht. Er trägt regelmäßig zum Camera+-Blog(SnapSnapSnap.photos) bei und schreibt aktuell ein Buch über iPhone-Fotografie (eBook und Print). Jack ist ein beliebter Hauptredner bei Handy-Fotografie-Konferenzen und Veranstaltungen und sein Interesse an Handys ist hauptsächlich fotografischer Natur. Er lebt mit seiner Seelenverwandten und seinen beiden wunderschönen Töchtern im Teenageralter in Austin, Texas.

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Redakteur von iPhoneography today
“My India” Video (komplett mit dem iPhone aufgenommen)
Fotoartikel im Shooter Magazine (14 Seiten)

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