01.04.2016

Das Stativ – ewig schwerer Reisebegleiter?

01.04.2016

Das Stativ – ewig schwerer Reisebegleiter?

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Wer kennt es nicht? Man freut sich auf den Urlaub, überfällig war er sowieso. Ich werde alles fotografieren! Reisemagazine der ganzen Welt werden sich um meine Fotos reißen!

Die Motivation ist hoch, jedes einzelne Objektiv akribisch gesäubert, der Fotorucksack von unnötigem Ballast befreit. Die Motive stehen in unserem Kopf als riesige Prints, wie es einem Meisterwerk nun mal zu steht.

Spätestens beim Kofferpacken kommt der immer wiederkehrende Konflikt: Stativ jetzt mit, oder nicht? Natürlich kam der Urlaub genauso spontan wie Weihnachten und Ostern es auch immer tun! Kurzfristig leichte Reisestative vergleichen? Einen Fehlkauf riskieren? – Lieber nicht. Kommt uns allen bekannt vor, oder?

Kurz vor der Abreise nach Argentinien Ende 2014 war es für mich wieder soweit. Stativ mit oder nicht?

Ich war ganz hin und her gerissen. Ich wusste, zu dieser Jahreszeit gibt es da drüben glasklare Himmel, geschmückt mit Millionen von Sternen. Auf der anderen Seite wiegt mein Manfrotto 055er mit Kugelkopf fast drei Kilogramm.

„Dann wird halt häufiger Wäsche gewaschen!“, so oder so ähnlich war mein Gedanke, als ich das Stativ dann doch in den Koffer legte.

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Argentinien ist ein wunderschönes Land. Facettenreich, bevölkert von einer freundlichen, offenen Kultur. Durch seine Nord-südliche Länge erstreckt sich das Land über mehrere klimatischen Zonen der Erde.

Meine Reise führte mich in den Nord-Osten. In die kleine Stadt Ruiz de Montoya, welche in der Provinz Misiones liegt. Mit bis zu 35°C – begleitet von einer hohen Luftfeuchtigkeit – eine  Herausforderung für Mensch und Kamera.

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Ironischerweise nutzte ich das Stativ am wenigsten, um die besagten Sterne zu fotografieren.

Eines Tages bemerkte ich, dass um das Haus Schwarzweiße Tejus herumschlichen.

200mm als längste Brennweite sind für Tiere dieser Größe nicht viel, also musste ich äußerst nah an die Vierbeiner ran. Bei dem Versuch, sie zu fotografieren, ergriffen die scheuen Tiere allerdings sehr schnell die Flucht. Meine Bewegung, die Kamera von der Schulter zu streifen und ans Auge zu führen, waren wohl genug um die Echsen zu erschrecken.

Es galt einen Weg zu finden, schneller als die Tejus zu sein. Nachdem ich herausgefunden hatte, woher sie kommen, packte ich meine D610 mit 70-200mm auf mein Stativ, brachte alles in Stellung und wartete. Ich bekam meine Chance und nutzte sie.

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Fortan war ich inspiriert auf diese Weise weiter zu fotografieren. Ich beobachtete Dinge, suchte nach ästhetischem Licht, baute mein Stativ auf und wartete. Dabei muss es sich nicht um ein scheues Motiv handeln. Lassen Sie doch mal Tiere, die man auch drapieren, dressieren oder irgendwo hin locken könnte, einfach ihr Ding machen. Beobachten Sie mit der Kamera im Anschlag was passiert, nehmen Sie sich Zeit und der richtige Moment wird kommen. Streichen Sie den Gedanken, ein Stativ sei nur für Gruppenaufnahmen inkl. Fotografen und Langzeitbelichtungen. Ein Stativ macht Ihnen die Hände frei, nimmt das Gewicht aus den Armen und unterstützt so beim überbrücken ereignisloser Minuten.

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Unter den ganzen Gesichtspunkten und der Theorie des Statives als tragendes Standbein im Fotografenalltag, stellt sich die Frage, ob da ein Reisestativ überhaupt Sinn macht.

Natürlich wird ein kleines kompaktes Stativ nie so Stabil wie ein großes sein. Aber wenn ich ehrlich bin, hänge ich mir lieber ein Kilogramm zusätzliches Gewicht an die Fototasche als drei. Vom zugelassenen Gepäckgewicht beim fliegen mal ganz abgesehen. Daher steht für die nächste größere Reise auch für mich ein Reisestativ fest auf der Einkaufsliste! Es war eine gute Entscheidung das Stativ mitzunehmen. Allerdings war es auch eine Menge Schlepperei. Also sollte jeder reisende Fotograf, auch über ein reisetaugliches Stativ verfügen!

Verlieren Sie nie den Blick darauf, auch vor Ort mobil zu sein, denn nur so erreichen Sie Orte wo nicht jeder hingeht und schießen Fotos, die nicht jeder schießt.

Konrad Großkopf

Empfohlene Manfrotto Produkte:
Manfrotto MT055XPRO3 055
Manfrotto BeFree
Manfrotto 496RC

Nach dem Fachabitur suchte Konrad Großkopf eine Möglichkeit, Fuß in der professionellen Fotografie und Filmerei zu fassen. Nach einigen Drehs in einer kleinen TV-Produktion für unterschiedliche deutsche Fernsehformate, wechselte er zum Image- und Werbefilm. Seit 2014 ist er nun Fotograf durch autodidaktische Ausbildung. Seine Schwerpunkte sind Hochzeits- und Industriefotografie, sowie Street & Travel.

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